"On ne naît pas Breton, on le devient, à l'écoute du vent, du chant des branches, du chant des hommes et de la mer "

 

Man wird nicht als Bretone geboren, man wird es durch das Lauschen auf den Wind, den Gesang der Zweige, der Menschen und des Meeres

 

 Xavier Grall, bretonischer Schriftsteller, Journalist und Poet

Ferienhaus Ker Armor, Plouhinec, Bucht von Audierne, Finistère, Meerblick. Bretonen und Bretonisch

Das neue Selbstbewußtsein der Bretonen

"Je suis breton et j'en suis fier!"

Die Bretonen stellen mit ungefähr 3,27 Millionen etwa fünf  Prozent der Einwohner Frankreichs und als sollte es genau so sein, stehen ihnen mit der Fläche der Bretagne von etwa 34.000 km²  auch etwa fünf Prozent der Gesamtfläche Frankreichs als Lebensraum zur Verfügung.

 

Aber wer sind eingentlich die Bretonen?  Man könnte diese Frage ganz einfach beantworten, indem man schreibt, dass die Bretonen das letzte keltische Volk auf dem Europäischen Festland sind. Aber da hätte man es sich - obwohl das natürlich den Tatsachen entspricht - doch zu leicht gemacht, denn eigentlich muss man, um dem bretonischen Volk gerecht zu werden, antworten:

 

"Die" Bretonen als solche gibt es nicht, genauso wenig wie es "die" Deutschen, "die" Franzosen oder "die" Spanier gibt

 

Die Bretonen sind ein vielfäliges, ein buntes Volk, geprägt von ihrer keltischen Vergangenheit und ihrer französischen Gegenwart. Sie sind ein maritimes Volk, aber auch ein erdverbundenes Volk, sie leben mit den Mythen der Vergangenheit und den Problemen der Neuzeit.

 

Die Bretonen, das sind die Bretonen des Finistère, die sich insgeheim als die wirklichen Bretonen sehen und das sind die Bretonen der Haute-Bretagne im Osten des Landes. Das sind die Bretonen der rauhen Nordküste und die der fast mittelmeerartigen Südküste. Das sind die Bretonen des "Argoat", die Bauern und Viehzüchter und die Bretonen des "Armor", die Fischer und Seefahrer. Das sind die Bretonen, die wieder oder noch immer Bretonisch sprechen und das sind die Bretonen, die nur noch Französisch sprechen. Das sind die Bretonen, die stolz sind, zu einem Teil Frankreichs geworden zu sein und die, die die Aufgabe der Unabhängigkeit der Bretagne noch immer als schwärzesten Tag ihrer Geschichte bezeichnen.

 

Die Bretonen sind ein Teil Frankreichs geworden, manche mit Freude, andere mit Groll, aber alle sind im Herzen Bretonen geblieben und heute sind sie mehr denn je stolz darauf.

Produit en Bretagne

"Produit en Bretagne", zu Deutsch "in der Bretagne hergestellt".

Dieser Zusammenschluss von Unternehmen und Erzeugern existiert seit mehr als 20 Jahren und hat mittlerweile rund 300 Unternehmen als Mitglieder. Sie gehören allen Branchen an, von der Lebensmittelbranche bis zur Hight Tech Industrie. Sogar ein bretonischer Fußballverein schmückt sich mit dem Logo.

 

Zum Verein Produit en Bretagne gehören auch einige der größten Unternehmer Frankreichs, allesamt Bretonen und natürlich Patrioten. So eröffnete einer von ihnen eine Managerschule für den Firmennachwuchs statt - wie eigentlich üblich - im Einzugsgebiet von Paris, in der Bretagne. Produit en Bretagne schreibt sich aber auch die Kulturförderung auf die Fahne. So werden alljährlich vom Verein bretonische Nachwuchsschriftsteller und Musiker gekührt.

 

"Produit en Bretagne" steht für das neue unbeugsame Selbstbewußtsein der Bretonen. Sie wollen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, der Gedanke, dass die Bretonen selbst am besten wissen, was für ihr Land richtig ist, ist in den letzten Jahren gereift.

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Das Logo von Produit en Bretagne: http://www.produitenbretagne.bzh/


Und wie werden die Bretonen von ihren französischen Landsleuten gesehen?

 

In der französischen Sprache hat der Eigensinn der Bretonen tatsächlich eine eigene Bezeichnung erhalten: "Tétu come un breton" heißt eine Redewendung......."stur wie ein Bretone".

 

Die Bretonen haben in der Tat den Ruf,  rebellisch und stur zu sein, denn sie waren schon schon immer bereit und im Stande, sich gegen Maßnahmen und Geschehnisse aufzulehnen, die sich gegen ihre Interessen richteten.

 

Schon Victor Hugo schrieb:  "Die Bretagne ist eine alte Rebellin, jedes Mal seit zweihundert Jahren, wenn sie sich erhoben hat, hatte sie Grund dazu. Gegen die Revolution oder gegen die Monarchie gegen die Repräsentanten der Republik oder gegen die Statthalter der Könige, es ist immer der selbe Kampf, den die Bretagne austrägt." 

 

Auch in neuerer Zeit haben die Bretonen bewiesen, dass sie bereit sind, Widerstand zu leisten, wenn ihre Interessen betroffen sind. 1940 sagte zum Beispiel die komplette Île de Sein einfach "nein" zur französischen Kapitulation, was ihr nachträglich den französischen Ehrentitel „Compagnon de la libération“ bescherte.

 

1978 zogen die Bretonen freiwillig zum  Arbeitseinsatz an die Strände ihrer Westküste, an denen nach dem sechstgrößten Tankerunglück der Geschichte 227 000 Tonnen Rohöl aus der  "Amoco Cadiz" antrieben. Die betroffenen Gemeinden traten gegen den Willen der Französischen Regierung im Prozess gegen die US-amerikanische Amoco Oil Corporation als Kläger auf und 14 Jahre später wurden 190 Millionen Euro Entschädigung bezahlt.

 

Mitterand sagte 1973 bei einer Rede in Morlaix über die Bretonen:

 

"Les Bretons sont formidables: en ouvrant mon journal, le lundi, je vois qu'ils lancent des artichauts dans la cour des sous-préfectures, le mardi c'est au tour des pommes de terre, le mercredi ils barrent les routes, le jeudi ils cassent les vitres, le vendredi ils bloquent l'avenu de l'Opéra et conspuent le ministre des Finances, le samedi, je ne sais pas ce qu'ils font, et le dimanche ils votent pour le gouvernement!"

 

"Die Bretonen sind großartig: Wenn ich  montags meine Zeitung aufschlage, sehe ich, wie sie in den Höfen der Unterpräfekturen mit Artischocken um sich werfen, am Dienstag kommen Kartoffeln dazu, am Mittwoch blockieren sie die Strassen, am Donnerstag schmeissen sie die Scheiben ein. Am Freitag sperren sie die Avenue de l'Opéra und brüllen den Finanzminister nieder. Was sie am Samstag machen, weiß ich nicht, aber am Sonntag stimmen sie für die Regierung."

 

Die bretonischen Bauern und Fischer sind keine Freunde leiser Worte - von ihnen ist die Nation bereits rauhe Umgangsformen gewöhnt und sie machen seit vielen Jahren mit ungewöhnlichen Aktionen deutlich, dass die Politik der Europäischen Union nicht nach ihrem Geschmack ist.

 

Tonnenweise schütteten sie schon Blumenkohlköpfe auf Straßen und Schienen, dabei kümmerte es sie auch herzlich wenig, daß die französische Staatseisenbahn SNCF  Klage über 5 Millionen Franc wegen Sachbeschädigung und Verkehrsbehinderung auf einem guten Dutzend bretonischer Bahnhöfe einreichte - diese Aktion Ende der 90er Jahre, ausgelöst durch einen Preisverfall beim Blumenkohl, ging in die Geschichte ein als "der Blumenkohlkrieg" - Ein anderes mal wurden die Verteilerzentren der Supermärkte mit 2500 Einkaufwagen  blockiert, dann wieder einfach der Fisch aus den Regalen eben dieser Märkte geholt und kostenlos an die Bürger verteilt. Um gegen fallende Erzeugerpreise zu demonstrieren, gingen die bretonischen Landwirte dann den Eiern an die Schale, zur Einstimmung wurden am ersten Tag des Protestes gleich mal 45.000 Eier vor dem Warenverteilzentrum eines deutschen Discounters und 70.000 weitere an einem Kreisverkehr zerstört.

 

"Ganz Gallien ist in den Händen der Franzosen!" so könnte man den vielzitierten Satz aus dem berühmten Comic abwandeln. Ganz Gallien? Nein. Ein Dorf mit unbeugsamen Bretonen widerstand in den 70er Jahren der Macht der ganzen Nation und brachte Francois Mitterand damit einmal mehr um den Schlaf. Die unbeugsamen Bretonen, die Mitterand die Nachtruhe raubten, leisteten ganze sieben Jahre lang -erfolgreich- Widerstand gegen den Bau eines Atomkraftwerkes in Plogoff, der 1980 endgültig als verhindert galt.

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Ausschnitt aus der Broschüre : "Plogoff, eine Einführung in die Guerillataktik des französischen Dorfes Plogoff im Widerstand gegen den Atomwahn", erschienen in den 80er Jahren.

2013 hing wieder ein Hauch von Revolution über der Bretagne, allein in Quimper gingen mehr als 30 000 Menschen auf die Straße, um gegen die Ökosteuer für Lastwagen und ständige Steuererhöhungen zu demonstrieren und man sah  wieder allerorts die roten Mützen, die schon im 17. Jahrhundert zum Symbol des Widerstandes geworden waren, als die Bretonen gegen Steuererhöhungen des Sonnenkönigs Ludwig XIV protestierten. In ihrem "Code paysan" forderten die aufständischen "Rotmützen" damals nicht nur Gleichheit, sondern auch eine Tabakration nach der sonntäglichen Messe für jeden.

 

Die Revolte der "bonnets rouges", der roten Mützen, von 2013 brachte die ohnehin schon angeschlagene französische Politik gehörig aus der Fassung. Selten hatte man in Quimper so viele "bonnets rouges" gesehen, als Zeichen der bretonischen Revolte gegen die Regierung von Hollande in Paris und gegen den wirtschaftlichen Niedergang der Region.

 

"Ré zo ré", ""Was zu viel ist, ist zu viel"," hieß der Slogan des Aufstandes und auf der "Place de la Résistance", dem Platz des Widerstands, in Quimper wogte ein Meer von schwarz-weißen bretonischen Fahnen.

 

Von einem Reporter zu den Protesten befragt, sagte eine Bretonin: " Nun ja, der Bretone ist ein ziemlicher Dickschädel. Geraume Zeit wird er tun, was man von ihm verlangt, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es knallt. Dann revoltiert er. Dann sagt er den Franzosen: Es reicht!"


Ebenfalls im Jahr 2013 eroberten die Bretonen Paris und das unübersehbar.

Die Wände der Metrostationen waren plötzlich mit einer Werbung für bretonische Erdbeeren aus Plougastel gepflastert, die zeigte, dass die Bretonen inzwischen durchaus in der Lage sind, über alt hergebrachte Klischees zu lachen.

 

Da zierte doch tatsächlich eine leckere Erdbeere mit der typisch bretonischen Spitzenhaube auf dem Kopf unzählige Metrostationen. "Freizh" hieß die beworbene Erdbeersorte, der Name eine gelungene Kombination aus Fraise (Erdbeere) und Breizh (Bretagne). Ewas später kamen auch Freizh Werbeplakate mit dem männlichen Pendant dazu.

 

Die Botschaft an Paris war klar: Es ist kein Makel mehr Bretone zu sein! Ganz im Gegenteil!

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La Freizh, Erdbeeren aus Plougastel. Foto © Savéol, Fraise de Plougastel


Das war nicht immer so.  Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kämpften die Bretonen lange gegen dem Ruf, tölpelhaft und dumm zu sein.

 

-Les „ploucs“- so nannten die feinen Pariser die bretonischen Bauern, die Ende des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach einer besseren Zukunft in die Hauptstadt gekommen waren.  „Plouc“ ist eine sehr abwertende Bezeichnung für einen dummen, tölpelhaften Menschen.

 

Viele bretonische Bauern kämpften zu jener Zeit ums Überleben und kamen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Paris. So kam es, dass kurz vor dem ersten Weltkrieg fast 200.000 Bretonen in Paris lebten, die meisten von ihnen waren Bauern und sprachen natürlich nur Bretonisch. Wenn sie gefragt wurden, woher sie kamen, dann antworteten die Bretonen immer auf Bretonisch mit Worten, von denen die feinen Pariser nur  das "Plou" am Anfang verstanden. In der Bretagne gibt es unzählige Ortsnamen, die mit dieser Buchstabenkombination beginnen (Plou.. steht für "Pfarrbezirk"). Aus "Plou" wurde schnell die abwertende Bezeichnung "les ploucs".

 

Die Pariser nannten die Bretonen, auf die sie mit Verachtung hinab schauten, zwar verächtlich "Ploucs", wußten aber dennoch ihre Arbeitskraft zu schätzen, denn ein Bretone scheute keine schwere Aufgabe und war noch dazu eine billige Arbeitskraft.

So kam es, dass jeder angesehene Pariser Bürger ein bretonisches Dienstmädchen und einen bretonischen Kutscher hatte.

 

1905 erschien in der ersten Ausgabe des Mädchenmagazins "La Semaine de Suzette" eine Comicreihe, die sich "Becassine" ( Schnepfe, umgangssprachlich für "dummes Mädchen") nannte und der Verhöhnung der Bretonen die Krone aufsetzte.

 

Eigentlich war es ein Zufall, der Becassine zum Leben erweckte. Im Magazin war kurz vor der Veröffentlichung noch immer eine leere Seite vorhanden und die Ehefrau des Verlagsinhabers gab kurzerhand Geschichten über ihr tölpelhaftes bretonisches Dienstmädchen zum besten, diese wurden von einem Zeichner ruck zuck zu Papier gebracht und füllten die leere Seite im Mädchenmagazin.

 

Diese erste Seite über Becassine, das bretonische Dienstmädchen, das sich so oft sprachlich vergriff, amüsierte die bürgerlichen Leser so sehr, dass die Serie zu einem großen Erfolg wurde. Ganz Paris lachte über die Bretonen und es erschienen ganze 27 Bände über das tölpelhafte Dienstmädchen Becassine. Ein voller Erfolg!

 

Becassine verkörperte das typische junge bretonische Dienstmädchen in Paris, naiv, etwas dumm und tölpelhaft, aber im Grunde gutherzig und ihrer Herrschaft treu ergeben. Mit ihrem grünen Kleid, der weißen Schürze und der typischen Kopfbedeckung war sie die perfekte Karikatur der bretonischen Bäuerin in Paris.

 

Ganze Generationen von Franzosen wuchsen dank Becassine in dem Glauben auf, dass die Bretonen tölpelhafte "Ploucs" seien. Die Bretonen selbst sind auf diese Verunglimpfung bis heute nicht gut zu sprechen und man tut gut daran, in Gegenwart eines Bretonen "Becassine" nicht zu erwähnen.

Becassine


Ein altes Sprichwort sagt "Bretonen trinken so viel, wie es regnet" und tatsächlich stellt man fest, dass die Kneipendichte in der Bretagne durchaus beeindruckend ist. Und natürlich gehört in der Bretagne - wie in ganz Frankreich -  der Apéro vor dem Essen genauso selbstverständlich dazu, wie der Wein zum Menu und der Digestif hinterher. Aber wen sollte das stören....schließlich sagte doch schon Frankreichs großer Bakteriologe Louis Pasteur: "Der Wein ist das gesündeste Getränk"!

 

Die bretonische Gastfreundschaft ist  über die Grenzen der Bretagne hinaus berühmt. Viele Europäer haben ihr Häuschen in der Bretagne und dort, wo Erbengemeinschaften alte bretonische Häuser veräußern, weil sie selbst längst in den Städten leben, rücken bretagneliebende Ausländer mit Freude nach.  Sie werden von den Bretonen offen empfangen, profitiert die Bretagne doch auch davon, dass die "Neu Bretonen" manch altes Steinhaus wieder schön herrichten und auch dem bretonischen Handwerk Aufträge und Arbeit bescheren.

 

Bis heute sehen ihre französischen Landsleute die Bretonen als Sonderlinge und als das genaue Gegenteil des kultivierten Parisers an, - "Ils sont fous ces Bretons!" (Sie sind verrückt, diese Bretonen)  -  Nun ja, damit können die Bretonen ganz gut leben, sie waren schließlich noch nie ein Volk "von der Stange".


Und zum Abschluss noch ein paar amüsante Definitionen zum "echten Bretonen"  von Carole Gölitz. Sie ist übrigens garantiert eine echte Bretonin!

 

Eine echter Bretone…knickt bei einem ordentlichen Regenguss nicht ein. Oder wie die anderen Franzosen sagen: „In den Augen der Bretonen regnet es nicht täglich, sondern mehrmals täglich bricht die Sonne durch die Wolken.“

 

Ein echter Bretone …kann Namen wie Gaël, Loïc, Gwenaëlle, Nolwenn, Brieuc, Rozen oder Loëz ohne Probleme aussprechen.

 

Ein echter Bretone …steht auch mitten in der Nacht auf, wenn es ein plateau de fruits de mer gibt!

 

Ein echter Bretone … ist ziemlich dickköpfig und eigensinnig. Dickköpfig? Eigensinnig? Nein! Eher „wild entschlossen“. In der Bretagne sagt man avoir la tête dure  (einen harten Kopf haben).

 

Ein echter Bretone ....findet Nordseewasser herrlich warm und geht zu Hause auch bei 12 Grad kaltem Wasser ohne mit der Wimper zu zucken zum Schwimmen.

 

Ein echter Bretone …trinkt weder Coca-Cola noch Fanta, sondern Breizh-cola und Breizh Pulp.

 

Ein echter Bretone trinkt Cidre aus dem bol und hat zu Hause massenhaft Schalen mit allen Namen von Familienmitgliedern und Freunden.

 

Ein echter Bretone … bezahlt niemals für die Autobahn, denn in der Bretagne denken sie gar nicht daran, Maut zu verlangen.

 

Ein echter Bretone …erkennt immer einen anderen echten Bretonen – am Lächeln, am Humor, an der Offenheit und an der Tatsache, dass er oder sie mehrere Sprachen spricht, unter anderem Bretonisch!

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Junge Bretoninnen tragen selbstbewußt die Tracht und engagieren sich in Vereinen, die die Traditionen wahren. Hier auf der Fête de la Moisson in Cléden-Cap-Sizun


Bretonisch

 

Das Bretonische erlebt in letzter Zeit eine neue Renaissance. Waren es vor Jahren die älteren Menschen auf dem Land, die "noch" Bretonisch sprachen, so sind es heute junge Leute, Schüler und Studenten, die "wieder" Bretonisch sprechen. Bretonisch ist sogar inzwischen als zweite Fremdsprache beim Abitur zugelassen.

Der Phare du Millier an der Pointe du Millier

Bretonisch ist kein französischer Dialekt, wie viele vielleicht annehmen, sondern es ist eine eigenständige keltische, mit dem Gälischen in Irland, Cornwall und Wales eng verwandte, südbritannische Sprache. Sie wurde von keltischen Völkerstämmen aus Britannien mit in die Bretagne gebracht und gliedert sich in vier Hauptdialekte.

 

1532 endete die Zeit der Bretagne als eigenständiges Herzogtum und damit war der Niedergang der bretonischen Sprache besiegelt. Anne de Bretagne, die letzte unabhängige Herrscherin der Bretagne, heiratete nacheinander zwei französische Könige: Karl VIII. im Jahr 1490 und dessen Thronfolger Ludwig XII. im Jahr 1499. Ihre Tochter, Claude de France, heiratete Franz I.. Dieser proklamierte auf einer Ständeversammlung in der südbretonischen Stadt Vannes im Jahr 1532 die offizielle „Angliederung“ der Bretagne als autonome Provinz an das französische Königreich.

 

Der Tag der Vereinigung des unabhängigen Herzogtums Bretagne mit Frankreich und der damit einhergehende Autonomieverlust ist für sehr viele Bretonen bis heute der schwärzeste Tag in ihrer Geschichte. Nach dem Autonomieverlust der Bretagne griffen die französischen Könige zu strengen Maßnahmen, um die bretonische Sprache auszumerzen. Bretonisch wurde im neunzehnten und sogar noch bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts rigoros unterdrückt.

 

"Es ist verboten, auf den Boden zu spucken und bretonisch zu sprechen" stand in den Schulen der Bretagne nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht an den Tafeln und Kinder, die auf dem Schulhof untereinander bretonisch sprachen, wurden mit Nachsitzen bestraft. Das Bretonische wurde nach und nach von den jüngeren Generationen aufgegeben und vergessen.

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Zum Glück Geschichte! Dieses Schild war vor langer Zeit auf den Schulhöfen der Bretagne zu finden:  "Den Schülern ist verboten Bretonisch zu sprechen und auf den Boden zu spucken"

Seit 1951 ist der Unterricht des Bretonischen an Schulen wieder erlaubt. Mitte der 70er Jahre gründete sich ein Verein, der sich die Erhaltung und Weitergabe der bretonischen Sprache auf die Fahne geschrieben hat. Das Netzwerk der "Skol Diwan", Bretonisch lehrender Privatschulen, wurde geschaffen, es umfaßt mehr als 40 Vor- und Grundschulen , 5 Kollegstufen und ein Gymnasium.

 

Eines ist sicher: Die Zeiten, als an der Schultafel stand: "Es ist verboten, auf den Boden zu spucken und bretonisch zu sprechen" sind heute definitiv vorbei und immer mehr Bretonen bekennen sich bewußt zu ihrer Sprache. Inzwischen  steht Bretonisch  wieder auf den Stundenplänen der Schüler als freiwilliges Wahlfach und immer mehr Jungendliche entscheiden sich bewußt für das  Fach "Breton".

 

Wer Bretonisch spricht, kann sich heute einer Anstellung so gut wie sicher sein. Allein das nationale Erziehungsministerium sucht händeringend mehrere tausend Bretonisch Lehrer.

 

Bretonisch genießt allerdings bis heute keine offizielle Anerkennung seitens des französischen Staates, es hat keinen offiziellen Status im öffentlichen Leben, denn dort ist in Frankreich  verfassungsgemäß "Französisch die Sprache der Republik".

 

Auf Strassenschildern werden die Ortsnamen inzwischen meist auf Französisch und Bretonisch angegeben. Das geschieht aber auf Initiative der Gemeinden hin und ändert nichts an der Tatsache, dass offiziell nur die französischen Ortsnamen anerkannt sind.

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Plouhinec auf Französisch und Ploeneg auf Bretonisch