Fest Noz ~Fest in der Nacht
Weltkulturerbe der Bretagne
Die Bretonen lieben es, zu feiern und sie haben viele Gründe es zu tun! Ergibt sich ausnahmsweise einmal kein Grund, ein Fest mit Musik und Tanz zu feiern, dann feiern sie halt einfach spontan.
Da gibt es die Feste der Schutzpatrone der Orte und die der Seefahrer, die Feste der Besonderheiten der Gegend (zum Beispiel Erdbeeren, Austern, Jakobsmuscheln oder Blumen ), die Feste der Häfen, die "Pardons" und Wallfahrten oder die traditionellen festoù noz, die nächtlichen Feste mit keltischer Musik und bretonischen Tänzen.
Fest Noz in Pors Poulhan
Das bekannteste Fest der Bretagne ist das fest noz. Mehrzahl: festoù noz.
Auf Deutsch übersetzt, erklärt sich von alleine worum es sich handelt: "fest" bedeutet "geselliges Beisammensein mit Musik und Tanz" und "noz" bedeutet "Nacht".
Die abends oder bis in die späte Nacht stattfindenden Feste sind an keinen speziellen Tag gebunden. Sie entstammen der bäuerlichen Tradition der Cornouaille, ursprünglich waren es ländliche Feste und Tanzveranstaltungen nach einem Arbeitstag oder nach einem Ereignis, wie zum Beispiel einer Taufe oder einer Hochzeit. Festoù noz fanden traditionell auch oft nach einer gemeinsam bewältigten Arbeit statt, wie zum Beispiel nach Einbringen der Ernte, nach dem Bau einer Scheune oder eines Hauses. Man half sich untereinander und nach getaner Arbeit fand spontan ein gemeinsames Fest mit Tanz und Musik statt, manchmal direkt auf einem der Höfe, ein anderes mal auf dem Dorfplatz.
Als die ursprünglichen Dorfgemeinschaften immer mehr an Bedeutung verloren, geriet auch das traditionelle fest noz immer mehr in Vergessenheit, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es praktisch keine festoù noz mehr in der Bretagne. Erst 1955 wurde die vergessene Tradition wieder zum Leben erweckt, als im Oktober das erste fest noz nach neuem Stil in der kleinen Gemeinde Poullaouen während des Festivals der Cornouaille stattfand. Seitdem haben sich die festoù noz zu einem festen Bestandteil der bretonischen Alltagskultur entwickelt und wurden sogar im Jahr 2012 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Überall findet man die Hinweise auf das nächste Fest Noz, man muss nur die Augen offenhalten
Fast überall trifft man auf Plakate, die das nächste fest noz ankündigen, denn inzwischen finden pro Jahr wieder über 1000 festoù noz in der Bretagne statt. Die festoù noz von heute sind an kein spezielles Ereignis gebunden, es gibt sie zu jeder Jahreszeit, mal drinnen im Gemeindesaal, mal draußen auf dem Dorfplatz.
Eines haben sie alle gemeinsam: Traditionelle Musik und traditionelle Tänze. Zur Musik bretonischer Dudelsäcke, Klarinetten, Akkordeons, Bombarden oder Violinen stimmen die Bretonen spontan in Wechselgesänge ein, bei denen sich entweder zwei Sänger oder ein Vorsänger mit der Gruppe der Feiernden beim Gesang abwechseln. Ein Instrument nach dem anderen greift die selbe Melodie wieder auf, im Wechsel mit den Vorsängern.
Fest Noz in Pors Poulhan
Dazu wird immer getanzt. Die verschiedenen traditionellen Tänze bestehen aus kleinen Schrittfolgen, ein erfahrener Tänzer gibt den Tanz und den Takt vor und hunderte von Feiernden tanzen eingehakt oder sich an den Händen haltend in Kreisen oder langen Schlangen im Rhythmus der Musik durch die Nacht. Beim fest noz ist jeder eingeladen, sich dem Tanz anzuschließen. Die Schrittfolgen sind schnell erlernt, aber hier kommt es auch nicht auf die Perfektion an, sondern auf dei Begeisterung für Musik und Tanz.
Auf jedem fest noz gibt es natürlich auch Stände mit Cidre, bretonischem Bier, mit Crêpes und Galettes und sonstigen Leckereien. Niemand wird gezwungen mitzutanzen, aber die Atmosphäre eines fest noz ist ansteckend, also einfach die eigene Scheu überwinden und mitmachen, auch wenn mal ein Schritt daneben geht.
Findet das Tanzfest am Tag statt, so nennt es sich fest deiz.
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